Von Alpenpflanzen bis Stadtökologie: Das NFP 82 erforscht Biodiversität in ihrer Breite

Von Alpenpflanzen bis Stadtökologie: Das NFP 82 erforscht Biodiversität in ihrer Breite
© Raphaela Graf/Lunax/BAFU

15 Forschungsprojekte widmen sich der Biodiversität der Schweiz. Was sie verbindet: Alle wurden gemeinsam mit Partnern aus Praxis, Verwaltung und Zivilgesellschaft entwickelt – für Forschung mit Wirkung.

Der Verlust der Artenvielfalt zählt zu den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Mit dem Nationalen Forschungsprogramm «Biodiversität und Ökosystemleistungen» (NFP 82) setzt der Schweizerische Nationalfonds ein starkes Signal: Rund 11 Millionen Franken fliessen in die Erforschung der biologischen Vielfalt und der Leistungen, die funktionierende Ökosysteme für Gesellschaft und Wirtschaft erbringen.

Forschung mit der Praxis – von Anfang an

Das NFP 82 setzt konsequent auf transdisziplinäre Zusammenarbeit: Alle 15 Projekte wurden von Beginn an gemeinsam mit Praxispartner:innen konzipiert. Kantone, Bundesämter, Naturschutzorganisationen und Unternehmen sind nicht bloss Empfänger:innen von Forschungsergebnissen, sondern gestalten die Fragestellungen aktiv mit. So wird sichergestellt, dass die Erkenntnisse dort ankommen, wo sie gebraucht werden – in der Landwirtschaft, der Raumplanung, der Bildung und im politischen Entscheidungsprozess.

Drei Module, fünf Themenfelder

Die 15 Projekte gliedern sich in drei inhaltliche Module. Das erste Modul «Treiber und Trends» untersucht, welche Faktoren die Biodiversität beeinflussen und wie sich die Artenvielfalt entwickelt. Im Modul «Bewertungen und Visionen» werden Methoden entwickelt, um den Wert von Ökosystemleistungen besser einzuschätzen und Zukunftsszenarien zu entwerfen. Das dritte Modul «Governance und Transformation» widmet sich der Frage, wie politische und gesellschaftliche Prozesse gestaltet werden können, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen.

Thematisch spannen die Projekte einen weiten Bogen: Von der Landwirtschaft über Wasser- und Waldökosysteme bis hin zu Arten- und Vegetationsforschung sowie Bildung und öffentlicher Wahrnehmung.

Landwirtschaft als Schlüsselsektor

Mehrere Projekte nehmen die Landwirtschaft in den Fokus. So untersucht ein Forschungsteam, wie der verstärkte Anbau von Hülsenfrüchten und veränderte Ernährungsgewohnheiten zur Biodiversität beitragen können. Ein weiteres Projekt erforscht, wie kollaborative Agrarumweltmassnahmen die Artenvielfalt fördern können. Forschende widmen sich zudem der Frage, wie Moorlandschaften nachhaltig bewirtschaftet werden können – ein Thema, das Landwirtschaft, Grundwasserschutz, Biodiversität und Kohlenstoffspeicherung verbindet.

Gewässer und Wälder im Wandel

Die Schweizer Seen und Fliessgewässer stehen im Zentrum mehrerer Projekte. Ein Team führt eine nationale Bestandesaufnahme der Seebiodiversität durch und erforscht, wie Süsswasserökosysteme für die Zukunft fit gemacht werden können. Ein weiteres Projekt untersucht, wie Biodiversitätsschutz und Naturgefahrenschutz im Wald zusammenwirken können.

Arten unter Druck

Welche Pflanzen- und Tierarten werden künftig in die Schweiz einwandern, und wie sollen Recht und Praxis damit umgehen? Dieser Frage geht ein Forschungsprojekt nach. Eine weitere Gruppe erforscht die unterstützte Wanderung bedrohter Alpenpflanzen, während ein Team an der Entwicklung einer Toolbox arbeitet, um Veränderungen in der Schweizer Flora wissenschaftlich zu dokumentieren.

Stadt, Gesellschaft und Bildung

Das NFP 82 blickt über den klassischen Naturschutz hinaus. Ein Projekt entwickelt gemeinsam mit Stakeholdern neue Konzepte für urbane Lebensräume. An der Universität Zürich untersuchen Forschende, wie negative Narrative über die Natur überwunden werden können, während ein Team der Universität Genf erforscht, was Menschen zur Biodiversität engagiert. Die Pädagogische Hochschule Bern fragt, welche Rolle Lehrpersonen bei der Transformation der gesellschaftlichen Wahrnehmung spielen können.